Die Corona Krise ver- & überstehen - Prof. Dr. Steffen Jäckle

1. Die Rezession kommt – Angebotsschock & Nachfrageschock

 

Corona ist der Auslöser: Keiner zweifelt, dass die Rezession in Deutschland / der EU kommen wird. Zwei Faktoren treiben die Rezession:

 

Angebotsschock: Die Unternehmen reduzieren massiv Ihre Leistungen

Vielen Wirtschaftszweigen (Tourismus; Gastronomie; Eventbranche…) ist es nicht mehr erlaubt ihre Leistung anzubieten. Ein in dieser  Tiefe & Breite einmaliger Fall im Deutschland der Nachkriegszeit. Einige Wirtschaftszweige, bspw. Automotive, dürfen ihre Leistung noch anbieten, aber sie machen es nicht: In Europa haben alle Automobilproduzenten die Produktion gestoppt. Hintergrund sind globale Lieferketten die nicht mehr intakt sind. Ökonomen bezeichnen dies als Angebotsschock – die Anbieter fahren Ihr Angebot massiv & sehr schnell zurück.

Momentan werden viele Parallelen zur Krise 2008 gezogen – aber diese helfen kaum, denn der Grund für die Krise in 2008 war ein Angebotsschock auf dem Sub Prime Immobilienmarkt in den USA. In der Corona Krise kommt ein Nachfrageschock hinzu – das macht es doppelt herausfordernd.

 

Nachfrageschock: Die Verbraucher fragen weniger nach.

China zeigt deutlich, dass aufgrund der Unsicherheit die Verbraucher Ihre Nachfrage nach Gütern die nicht für den täglichen Bedarf notwendig sind massiv reduzieren. BSH Hausgeräte hat aufgrund eingebrochener Nachfrage die Produktion für drei Wochen gestopppt. Am dramatischsten zeigt sich der Nachfrageschock auf dem Ölmarkt: Der Ölpreis ist seit Jahresbeginn um mehr als 60% gefallen.

 

2. Wie lange dauert die Rezession: Die 1 Millionen Dollar Frage! V, U, L oder W

 

Fraglich ist  – und keiner weiß es heute – wie lange die Rezession dauern wird. Alle hoffen, es möge möglichst schnell gehen – aber sicher ist momentan gar nichts. Unterschiedliche Verläufe sind möglich:

V: Schneller Rückgang gefolgt von schneller Erholung. Diesen V – Verlauf  hatte Deutschland in der Krise 2008.

U: Schneller Rückgang gefolgt von länger andauerndem Tiefpunkt und anschließender Erholung

L: Dramatischer Rückgang gefolgt von Stagnation auf niedrigerem Niveau.

W: Nach der ersten Erholung weiterer, schneller Rückgang, dann wiederum Erholung.

Welcher Verlauf wird die Rezession in Deutschland nehmen? Zum heutigen Zeitpunkt weiß das keiner. Sicher ist nur, dass die Einschnitte massiv sein werden. Laut Ifo – Institut entstehen Wohlstandsverluste zwischen 255 und 495 Milliarden Euro wenn die Wirtschaft zwei Monate lang teilweise stilltsteht. Jede weitere Woche verursacht weitere 25 bis 57 Mrd. Euro an Verlusten.

Ein Blick nach China zeigt was hinsichtlich des Rückganges auf uns zukommen kann: In China ist im Januar & Februar 2020

  • die Industrieproduktion um 13,5 % rückläufig gewesen
  • der Detailhandel hat 20% verloren
  • Investitionen in Sachanlagen: – 25%.

Hinsichtlich des Verlaufs kann aber auch für China noch keine belastbare Prognose getroffen werden, d.h. für Unternehmen gilt es sich vorzubereiten; auf alle möglichen Szenarien.

3. Vorbereitung für Unternehmen – Drei Dinge die Sie jetzt unternehmen müssen

 

Drei Dinge zählen in der Krise:

 

1. Kurzfristig Überleben sichern -> Mittel freisetzen

Das bedeutet: Liquidität sichern und Kosten reduzieren.

– Liquidität sichern

Unternehmen müssen alle Maßnahmen ergreifen um die Liquidität zu sichern. Das wird für einige Unternehmen eine große Herausforderung. Laut Creditreform sind 12 Prozent der deutschen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten „schwach“ – sprich von Insolvenz bedroht. Wenn Unternehmen jetzt nach zwei Wochen die „Puste“ ausgeht, ist sehr fraglich, wie belastbar das Geschäftsmodell vor der Krise gewesen ist.

– Kosten reduzieren

Für sehr viele Unternehmen wird Kurzarbeit ein wichtiger und richtiger Schritt sein um die Personalkosten zu reduzieren. Aber das wird nicht ausreichen; es müssen alle geplanten Investitionen neu bewertet werden. (Stichwort: Nachfrageschock)

2. Mittelfristig Wettbewerbsfähigkeit erreichen

Das komplette Produktportfolio; alle Leistungen des Unternehmens müssen auf den Prüfstand. Nicht wettbewerbsfähige Produktsparten müssen aufgegeben werden. Aber das wird nicht reichen um die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Organisation zu gewährleisten; nur „schrumpfen“ ist nicht ausreichend – es müssen neue Sparten erschlossen werden. Alleine mit Kostenreduktion kann ein Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit nicht erhalten.

3. Langfristig: Belastbares Geschäftsmodell: Welches Team & Welches Angebot

Langfristig müssen Organisationen sich wieder neu – aufgrund der veränderten Ausgangssituation – mit den strategischen Fragestellungen beschäftigen. Hier wird es neue Antworten geben – müssen. Wir erleben gerade einen massiven Schub in Richtung Digitalisierung. Es ist nicht zu erwarten, dass dieser Schub wieder reversibel sein wird; weder bei den Kunden noch bei den Mitarbeitern. Im Vertrieb werden Kundenbeziehung neu gedacht und konzipiert werden. Bei den Mitarbeitern werden neue Formen der Arbeitsorganisation (Stichwort Homeoffice) eingefordert und umgesetzt.

 

 

!Bleiben Sie gesund!

Prof. Dr. Steffen Jäckle

Prof. Dr. Steffen Jäckle begeistert als Dozent, Berater, Beirat und Key Note Speaker. In seinem Buch „Digitale Transformationsexzellenz. Wettbewerbsvorteile sichern mit der Customer Company Excellence Matrix“ erschienen im Springer Verlag, werden Strategien aufgezeigt mit denen es Organisationen gelingt die Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu bewerkstelligen.